Entgegen dem, was ich gehört habe, ist es leider doch nicht möglich auf der Fähre im Wohnmobil zu schlafen. Das ist etwas ärgerlich, da ich genau damit gerechnet habe und uch entsprechend vorbereitet war.
Die Alternative wäre, mir irgendwo an Deck eine ruhige Ecke zu suchen und dort zu versuchen, etwas Schlaf zu finden. Aber ehrlich gesagt habe ich darauf so gar keine Lust. Also warte ich zwei Stunden voller Spannung, ob zufällig noch eine Kabine frei ist.
Und ich habe Glück. Ich bekomme sogar eine Außenkabine. Wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, ist diese nicht ganz günstig, aber das ist okay. Ich bin froh, etwas Privatsphäre für mich zu haben. Inklusive eigenem Badezimmer und Dusche, was ich auch ausgiebig nutze.
Auf dem Festland erwischt mich ein leichter Kulturschock, da Griechenland ganz anders ist, als der Rest von Europa, den ich bisher gesehen habe. Manche verlassenen oder halb fertigen Häuser erinnern mich stark an Afrika. Und das Fahren ist hier selbst auf der Autobahn eine ziemliche Herausforderung für meinen schwachen Motor.
Dafür ist die Landschaft wunderschön.
Vor 16 Jahren waren meine Eltern bei den Meteora Klöstern. Diese liegen direkt an einer Klippe und sind eine riesige Touristenattraktion. Leider komme ich bei Regen und wolkenverhangenen Bergen dort an, dass sich die Kletterei für mich nicht lohnt.
Schade.
Aber manchmal spielt das Wetter eben nicht mit.
Der Regen hält auch bis zum nächsten Tag an und ich hatte eigentlich geplant, ein paar Tage in Thessaloniki in einem Hostel zu bleiben.
Allerdings kapituliere ich nach einer Stunde vor dem chaotischen Verkehr und verlasse die Stadt wieder. Zum Glück finde ich einen ruhigen Parkplatz mit super Aussicht auf die Stadt, wo ich überlege, wie es genau weiter geht.
Am nächsten Tag verlasse ich Griechenland auch schon wieder und fahre nach Sofia, der Hauptstadt von Bulgarien. Hier plane ich ein paar Tage ein und möchte eigentlich in einem Hotel bleiben.
Doch Dieses ist mir dermaßen unsympathisch, dass ich nach einer Nacht wieder verschwinde.
Zeitgleich erlebe ich etwas, das ich in Afrika vor neun Jahren auch schon mal hatte:
Ein extrem starkes Einsamkeitsgefühl und der Drang, die Tour abzubrechen und nach Hause zu fahren. Glücklicherweise finde ich einen Parkplatz, auf dem ich auch übernachten darf und telefoniere ein wenig mit meiner Mutter Zuhause.
Die Andrew-Newski-Kathedrale
Und jetzt, während ich diese Zeilen schreibe, geht es mir schon wesentlich besser und ich werde mir Sofia ansehen.
Danach bleibt immer noch Zeit, zu überlegen, wie es weiter geht. Ob ich weiter nach Rumänien fahre oder eine Fähre zurück nach Italien nehme und dann durch Italien, Frankreich und die BeNeLux-Staaten fahre.
Sofias Innenstadt gefällt mir architektonisch sehr gut. Auch, wenn manche Stellen ein wenig herunter gekommen wirken. Aber ich habe den Eindruck, dass die Stadtplaner sich hier Gedanken um die Fußgänger gemacht haben. Unter großen Kreuzungen führen oftmals Fußgängertunnel hindurch und es gibt Parks und Sitzmöglichkeiten in der Stadt.
Ich besuche die Andrew-Newski-Kathedrale, welche an die Opfer des römisch-osmanischen Krieges erinnert und spontan eine archäologische Ausstellung aus der Römerzeit. Für beides ist der Eintritt frei.
Die Römerausstellung unter der U-Bahn
Und nebenbei schreibe ich viel mit meiner Freundin Zuhause über Einsamkeit und was ich wirklich vom Leben will. In Momenten wie diesem bin ich wirklich froh, sie an meiner Seite zu wissen.
Wie auch schon Griechenland, hat auch Bulgarien seine eigene Schrift, was mich seit einer Woche zum Analphabeten macht. In Griechenland war das noch einfacher, da viele Namen und Bedeutungen nochmal in lateinischer Schrift verfasst waren. Aber hier in Bulgarien gibt es das nicht. Das macht sowohl die Kommunikation, als auch die Orientierung etwas schwieriger.
Geburtstagssüßigkeiten
Zeitgleich lese ich schlechte Nachrichten über Ungarn. Und gerade in Anbetracht der politischen globalen Entwicklung, entschließe ich mich dazu, umzudrehen und zurück nach Italien zu fahren.